Dr. Georg Feldmann
Psychotherapeut. Coach.

Willkommen auf meinem BLOG "Feelin' Good & Feldmann"
Hier vertiefe ich einzelne Themen und Gedanken, die mir wichtig sind. Ich freue mich auf Ihr Feedback!

2022-12-05

Bewegung: Kraft (und Ausdauer) als Basis für psychisches Wohlbefinden?

Was seelische Krisen auslösen kann, ist hinreichend bekannt:
Überforderungen, Schicksalsschläge, familiäre Konflikte, Einsamkeit, finanzielle Probleme, Doppel- und Dreifachbelastungen … und vieles andere mehr. Viel zu selten wird hingegen beleuchtet, wie sehr zu wenig Bewegung und Sport die seelische Belastung intensiviert, und auch die Entstehung derselben begünstigt. Um Wege heraus aus einer Krise und intensiven Anspannungen finden zu können, wird daher niemand umhinkommen, sich seinem körperlichen Wohlbefinden zu widmen. Oft nehmen wir uns mehr Zeit für den Zustand unseres geliebten Autos (das heute auch automatisch anzeigt, wenn ihm etwas fehlt; unser Körper hingegen meldet sich oft erst dann, wenn bereits Gefahr im Verzug ist).

Die seit der Antike vorherrschende „Psyche-Soma-Dualität“  muss eine Ende finden. Wir sollten die seelischen und körperlichen Prozesse betrachten wie zwei miteinander verschränkte Hände: Bewegt sich eine Hand, bewegt sich die andere mit. Pressen wir besonders heftig mit der einen Hand die andere, dann wird sowohl die eine als auch die andere Hand Schmerz verspüren. Vielleicht nicht gleichzeitig, aber es wird dazu kommen.

Genauso verhält es sich bei der Wechselwirkung von Körper/Seele. Robuste Menschen können oft jahrelang übermäßig trinken (und rauchen), sich kaum bewegen und dabei halbwegs wohlfühlen. Ob sie deshalb trinken, um seelische Konflikte taub zu stellen, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Mehr interessiert uns der umgekehrte Fall: Man fühlt sich monatelang überfordert, schläft kaum mehr eine Nacht durch, nimmt immer mehr Pulver und bewegt sich auch immer seltener und weniger. Genau das führt zu einem fatalen Kreislauf.

Erstens: Es erhöht sich die Gefahr akuter Verspannungen
Spätestens seit den Lockdowns und den damit verbunden Home-Office-Tagen (die ja gekommen sind um zu bleiben) kennen immer mehr Menschen das Problem: Zu viel sitzen ist sowieso eine Gefahr für die eigene Gesundheit. Aber falsch sitzen ist die unheilvolle Basis für zahlreiche Muskel- und Skeletterkrankungen. Und nur wenige haben ergonomisch optimale Arbeitsbedingungen im eigenen Heim. Die damit verbundenen Probleme verursachen (laut Arbeitsministerium) mehr als ein Fünftel aller Krankenstandstage! Selbstverständlich ist das Thema „Arbeitsbedingte Erkrankungen“ daher eines, das GeschäftsführerInnen und Arbeitgeber stark beschäftigen muss! Siehe bitte auch unter: 
https://www.arbeitsinspektion.gv.at/Gesundheit_im_Betrieb/arbeitsbedingte_Erkrankungen/Arbeitsbedingte_Erkrankungen.html

Was nun tun? Was kann ich Ihnen raten?
Die lapidare Ansage: „Da kann man halt nichts machen“ (falsch!), oder „nehmen‘s einfach ein Ibuprofen oder eines der diversen Muskelrelaxanzien“, dazu lässt sich sagen: Letzteres verschafft zwar kurzfristig Erleichterung bei Verspannungen, ist aber keine nachhaltige Lösung.

Folgendes rate ich bei diesen Problemen:
_ Überprüfen der eigenen Sitzposition; Investieren in ergonomisch hochwertige BÜRO-Möbel (ich weiß, die Kosten dafür sind hoch, aber die Therapiekosten auch; und die gehen einher mit regelmäßigen Perioden des Schmerzes).

_ Nicht träumen von tollen Sportprogrammen und YouTube Fitness-Gurus, die man „mal macht und/oder konsultiert/ansieht“, sondern konkrete Schritte in Richtung Umsetzung planen.

_ Das bedeutet; vorerst täglich eine kleine Einheit Bewegung (20-30 Minuten) einplanen, idealerweise an der frischen Luft: Sei es ein Morgenspaziergang vor dem Frühstück, ein flotter Walk durch einen Park oder durch ein Stück Wald am Abend, nach der Arbeit und vor dem Essen.

_ Nun können diese Spaziergänge erweitert werden (auf 40-60 Minuten). Im Idealfall gibt es beim Walking nun immer wieder Hügel bzw. Wege, die bergauf führen, die man „in Angriff“ nimmt. Denn gerade bei Verspannungen geht es auch um den richtigen Kraftaufbau.

_ Wer sich nun ausreichend fit für mehr fühlt, der sollte sich körperlich regelmäßig verausgaben. Nicht extrem, aber doch in einer Weise, dass man schwitzt und echte Anstrengung verspürt. Schon ab 30 Jahren (!) beginnt der Muskelabbau, wenn wir nicht aktiv dagegen etwas unternehmen. Im Extremfall können wir mit 30 bis zu 10% unserer Muskelmasse im kommenden Jahrzehnt verlieren. Ab 40 gilt dann, dass wir pro Jahr 1-2% Muskelmasse verlieren können. Hier greift die unerfreuliche Regel: „Muskeln gehen - und machen Platz für Fett“. Dazu kommt (besonders ab 50) ein immer langsamer agierender Stoffwechsel und ein veränderter Hormonhaushalt, der die Muskelmasse ebenfalls reduziert.

_ Stetiges Krafttraining und stetiger Muskelaufbau sind aber nicht nur eine Strategie gegen das Altern, sondern für mehr Wohlbefinden. Definitiv gibt uns ausreichend, neu antrainierte Kraft ein gutes Selbstbewusstsein, wir sehen auch besser und fitter aus (und haben eine bessere Haltung). Als Coach und Therapeut weiß ich aber auch: Die täglichen, kleineren Einheiten Bewegung (Spazierengehen, Yoga, kleine Übungen mit dem Theraband und/oder einer Faszienrolle usw.) sollten in den Alltag eingebaut werden; fix! Diese schenken uns erstens ein gutes „Self-Care-Ritual“. Und zweitens ist klar bewiesen: Regelmäßige Bewegung hebt die Stimmung! Gerade, wenn wir uns kraftlos fühlen, erschöpft, frustriert - GERADE DANN heißt es: Rausgehen, spazieren, schauen, Eindrücke sammeln, etwas dehnen, durchatmen!

_ Je nach zeitlichen Ressourcen sollte 2-3/Woche ein - nach und nach aufbauendes - Krafttraining dazu-kommen. Das kann im Gym passieren, aber auch zuhause, mit dem richtigen Equipment. Googeln Sie „Home Workout“ und/oder „Calisthenics“. Oder nehmen Sie ein paar Stunden bei einer Physiotherapeutin und lassen Sie sich einweisen. Es ist die beste Investition in ihre Zukunft und Gesundheit.

Echt? Mehr Kraft – das soll mir mental/psychisch helfen?
Eindeutig: JA! Ausdauertraining allein ist zu wenig! Je älter man wird, umso mehr sollte also die Kraft passen. Natürlich ist für die Seele ein Waldspaziergang ein wahres Wundermittel, aber wir brauchen Kraft, um uns in jeglicher Hinsicht stark zu fühlen. Ausnahmen sind Krankheiten wie eine schwere Depressionen, wo es unmöglich erscheint (und auch die Kraft dafür fehlt), auch nur einen Kilometer schnell zu gehen. Aber: Auch das wird irgendwann wieder besser, und je schneller man wieder „in den Sattel“ findet, umso besser, selbst wenn man während der Bewegungseinheit wenig Sinn darin erkennt. Das kommt nach und nach, wenn man es regelmäßig tut, versprochen. 

Was uns als Erkenntnis bleibt
Bewegung, Ausdauereinheiten können Bestandteil des Alltags sein, sollten es auch werden. Auf Kraft dürfen wir allerdings nicht vergessen. Menschen, die sich im höheren Alter regelmäßig fordern und verausgaben, leben im Schnitt sechs Jahre länger. Auch bleiben wir mental und psychisch fitter (und auch das Gedächtnis wird trainiert), wenn wir regelmäßig Bewegungs- und Krafteinheiten in unseren Wochenrhythmus einbauen.

Eine letzte, wirklich interessante wissenschaftliche Erkenntnis: Jeder lernt Inhalte und Begriffe besser, wenn er/sie diese mit einer Bewegung kombiniert. Hierbei profitiert man von der ausgezeichneten Merkfähigkeit unseres Bewegungsapparats.
Siehe dazu auch: https://www.macedonia.at/beweg-dich/

#gesundheit  #krafttanken  #natur  #naturgenießen

Admin - 09:56:43 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

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